Tuya Knife “Big Belly” – ein Messer mit vielen Besonderheiten
Mit dem Erscheinen des “Big Belly“ im Mai 2022 endet für Tuya eine 2-jährige Entwicklungsphase höchst erfolgreich. Der „Dicke Bauch“ bringt dem EDC-Markt nicht nur einfach ein weiteres neues Messer, sondern beschert dem Enthusiasten endlich mal wieder ein Taschenmesser, das Neuerungen und Innovation mit sich bringt.
Zusammen mit dem Designer und Konstrukteur Michal Galovic, der Tuya schon einige Male durch seine cleveren und durchdachten Konstruktionen unterstützt hat, ist hier ein Werkzeug entstanden, das gleich zwei Dinge vereint: Seinem Besitzer bietet es außerordentlich viel Spielspaß und gleichzeitig reale Vorteile im alltäglichen Gebrauch. Aber der Reihe nach.
Mitte 2020 entstand bei Tuya Knife Europe hier in Deutschland der Plan, dem vermutlich ältesten Werkzeug der Menschheit durch innovative Neuerungen etwas Pepp einzuhauchen. Das Lastenheft für das neue Modell war alles andere als kurz und überschaubar. Folgende Eigenschaften sollte das neue Messer erfüllen:
- eine alltagstaugliche und universelle Schneidenform
- leichtgewichtig
- robust
- Spielspaß
- Zuverlässiger Verriegelungsmechanismus
- Leichte Zerlegbarkeit zur Reinigung und Wartung
- Gleichermaßen komfortabel für Links- sowie Rechtshänder zu bedienen
- keine Kompromisse beim Design oder Handling
Nach einigen Zeichnungen und vielen, vielen Ideen, die zwischen Michal Galovic und uns, Tuya Knife Europe, ausgearbeitet wurden, stand endlich das Pflichtenheft. Wir glauben mit Recht, dass die Summe der darin aufgestellten Ziele so noch von keinem anderen Hersteller gefordert und umgesetzt wurden:
- Voll-Integrale Bauweise:
Es sollen eben bei der Konstruktion KEINE zwei separaten Griffschalen verwendet werden, die durch Schrauben und Backspacer / Stand-Offs das Messer zusammenhalten, sondern der Körper soll aus dem Vollen eines einzigen Blockes herausgefräst werden.
- Der Körper soll aus Kohlefaser bestehen:
Speziell dieser Punkt brachte dem Konstrukteur einige Herausforderung hinsichtlich Steifigkeit und Robustheit des Messers mit sich. Die Verwendung von Kohlefaser als ausschließliches Material ist keine leichte Aufgabe, da sowohl der Verschluss als auch der Griff eines Messers einiges an Kräften aushalten müssen. Das ist auch der Hauptgrund, warum es nur sehr wenige (bis gar keine?) Hersteller gibt, die bislang diesen Weg gegangen sind. Es gab in der Vergangenheit zwar bereits einmal ein (Halb-)Integral Messer mit Kohlefaser-Griff, dieses verwendete jedoch eingebettete Stahlplatinen, um die gewünschte Stabilität herzustellen. Diesen Kompromiss wollte Tuya jedoch nicht wählen. Ganz puristisch sollte der Griff bei unserem Design aus reinem Kohlefaser bestehen, ohne dabei stützende (und verteuernde) Einlagen zu benötigen.
- Verwendung eines Axis®-Locks (wie von Benchmade weltweit bekannt gemacht), jedoch ohne dessen ebenfalls allseits bekannten konstruktiven Schwächen:
Der Axis®-Lock verriegelt mit einer verschiebbaren Stahlachse, die quer zum Klingenrücken verläuft und lässt sich sowohl von Links- wie auch Rechtshändern gleichermaßen gut bedienen. Die bekannten Krankheiten des Benchmade-Locks (wie bspw. die durchaus hakelige Bedienung und vor allem die berüchtigte, zum Brechen neigende Omega-förmige Verschluss-Feder) wollten wir aber unbedingt ausmerzen. Die clevere Konstruktion von Michal Galovic ist hier zum Volltreffer geworden: Statt der dünndrahtigen Omega-Feder wird eine im Durchmesser deutlich dickere Feder verwendet, die eine U-Form hat und durch ihre weite Aufhängung (im Vergleich zur engen Biegung beim Original) keine Sollbruchstelle mit sich bringt. 2 Jahre des Prototypen-Baus und viele, viele 1000 Öffnungen und Schließungen der Klinge haben zumindest uns bewiesen, dass die Tuya-Variante des Axis®-Locks robust und überaus geschmeidig läuft.
- Deutlicher Detent:
Damit ein Messer beim Aufflippen auch Freude bereitet, benötigt es einen sauberen und knackigen Detent, also einen akzentuierten Widerstand, den man beim Öffnen überwinden muss. Die Grundkonstruktion des Axis®-Locks sieht keinen Detent vor; hier läuft die Verriegelungsachse lediglich solange über eine gerade Fläche an der Klingenwurzel, bis diese in eine sanfte Kurve übergeht. Konstruktiv stellt diese Lösung auch erstmal überhaupt kein Problem dar; sie bietet eben einfach nur keinen sauberen Widerstand, wie man es von klassischen Framelock- oder Linerlock-Messern kennt, die ja bekanntermaßen eine Detent-Kugel verwenden. Wie genau Michal und Tuya dieses Problem gelöst haben können wir nicht verraten, aber die lange Entwicklungszeit und die vielen Prototypen waren nicht umsonst: Sie haben es geschafft! :-)
- Demontage des Messers inkl. der beidseitigen Kugellager ohne friemelige Fummelei im Innern des Integralkörpers:
Hier kommt das Meisterwerk des Designers zum Tragen! Üblicherweise ist es eine Qual, ein Integralmesser zum Reinigen zu zerlegen. Die Kugellager oder Washer, auf denen die Klinge gleitet, müssen in der Regel mitsamt der Schneide in den äußerst passgenauen Spalt im Integralkörper gleichzeitig eingesetzt werden. Im realen Alltag bedeutet dies jedoch: Ist die Klinge drin, rutscht einem mindestens eines der beiden Kugellager wieder weg; sind die beiden Lager eingesetzt, verschiebt die nachfolgende Schneide beide wieder. Das Zerlegen und Zusammensetzen erfordert daher Geduld, Nerven und ein recht großes Repertoire an Flüchen. Auch wenn andere Hersteller das so akzeptiert haben, Tuya wollte seinen Kunden hier eine deutlich bessere Lösung anbieten. Beim Big Belly muss lediglich die Achsschraube gelöst werden, woraufhin die beiden Metallplatten von der linken und rechten Messerseite regelrecht herausfallen. Wie man die Platten absolut bündig, spielfrei und parallel mit nur einer einzigen Schraube im Körper hält, ohne dass die Anzugskraft der Achsschraube eine diffizile Feineinstellung benötigt, ist u.a. ein Grund warum Tuya 2 Jahre für die Entwicklung des Messers benötigt hat. Sobald die Achsschraube und die beiden Seitenplatten entfernt wurden, kann man äußerst bequem von außen das linke und das rechte Kugellager entnehmen. Wohl gemerkt: von außen! Keine Fummelei im Inneren des Integralkörpers! Entfernt man dann noch die U-förmige Feder, kann man bequem die Verriegelungsachse und die beiden zusätzlichen inneren Metallplatten entnehmen. Die Klinge lässt sich einfach herausziehen und alle Einzelteile können natürlich retour wieder genauso von außen eingesetzt werden. Einfacher geht es nicht. Selbst die klassische Lösung mit zwei Griffschalen-Hälften ist unserer Meinung nach fast schon „komplizierter“ :-)
Die Konstruktion aus den insgesamt 4-mal vorhandenen Metallplatten nimmt hierbei alle entstehenden Kräfte auf, ohne den Kohlefaser-Körper übermäßig zu belasten und erlaubte es überhaupt erst, ein Vollintegral aus CF ohne innenliegende, stützende Metall-Liner herzustellen.
- Umsetzbarer Clip OHNE eine die Showside verschandelnde Ausfräsung:
Durch den Axis®-Lock ist das Messer für eine beidhändige Bedienbarkeit quasi prädestiniert. Fehlt nur noch eine elegante Lösung, um den Clip von links nach rechts umsetzen zu können. Der übliche Weg der messerbauenden Industrie ist, auf der zweiten Gehäuseseite eine entsprechende Aussparung einzufräsen, damit der Clip nach dem Umsetzen auch hier verdrehfrei gehalten werden kann. Leider zerstört eine solche Ausfräsung die absolut saubere Optik der Griffschalen. Da dies keine Option war, kam Michal auf eine unsichtbare Lösung: Dazu muss die einzige weitere Schraube am Messer herausgenommen worden, wodurch sich auch der Clip herausdrücken lässt. Der Clip selbst besitzt zwei Dorne, durch die er einfach auf die andere Seite versetzt werden kann und die ihn vor Verdrehen sichern.
Die allgemeine Form des Big Bellys wurde bewusst schlicht gehalten und zielte darauf ab, dem Nutzer ergonomisch perfekt in der Hand zu liegen. Die sehr hoch ausgeführte Droppoint-Klinge mit einem bemerkenswerten dicken Bauch (eben dem „Big Belly“) gibt dem Messer eine hohe universelle Einsetzbarkeit und Alltagstauglichkeit. Als Klingenfinish wurde eine elegante Satinierung in Längsrichtung gewählt; sie unterstreicht dabei die klassische Anmutung dieses modernen Folders. Die sogenannten „Flats“ wurde dazu in Querrichtung satiniert.
Als Klingenmaterial kam nur das Beste in Frage: Der pulvermetallurgische M390 von Böhler-Uddeholm zählt unbestritten zur Top-Auswahl an Klingenstählen; seine Eigenschaft hinsichtlich Schnitthaltigkeit ist weltweit über alle Zweifel erhaben. Mit Fug und Recht darf er als moderner, rostfreier Premiumstahl bezeichnet werden.
Durch die beidseitig vorhanden Thumbstuds (Daumen-Pins) und den schon genannten sauberen Detent konnte Tuya seinem Forderungskatalog treu bleiben: beidhändige Bedienbarkeit und großer Flip-Spaß sind damit sichergestellt.
Beim Big Belly handelt es sich definitiv um einen Arbeiter (neudeutsch „User“), der jeden Tag dabei sein und genutzt werden möchte. Die robuste Konstruktion und die stabile Verriegelung der Klinge ist dabei ein Garant für ein sorgenfreies Arbeiten mit diesem Messer… zumindest für alle Einsätze, für die ein Taschenmesser auch gedacht ist; für das Spalten von Feuerholz und das Aufbrechen von Tresortüren empfehlen wir gerne geeigneteres Werkzeug :-)
Beim Clip waren dem Designer drei Merkmale wichtig: schlichtes Aussehen, gute Federkraft, um auch über eher dicke Hosentaschenränder zu gleiten und die bereits genannte Umsetzbarkeit. Funktionalität ohne Kompromisse im Design waren hier wichtig. Der 3D-gefräste Clip aus Titan kommt hier – ganz im Gegensatz zu Lösungen anderer Hersteller – mit nur einer einzigen Schraube aus. Das gesamte Big Belly hat somit nur zwei Schrauben überhaupt! Auch wenn die 2 oder sogar 3 Schrauben, die man andernorts zur Clip-Arretierung häufig sieht, durchaus sehr funktionell sind, wollte man bei Tuya eine elegantere Lösung haben und die Gesamtanzahl der verbauten Schrauben auf ein absolutes Minimum reduzieren. Durch die beiden Dornfortsätze auf der innenliegenden Seite des Clips ist dies hervorragend gelungen: Er ist absolut verdrehsicher und zudem von links nach rechts umsetzbar, ohne ein Design-Kompromiss eingehen zu müssen.
Das Big Belly ist, wie fast alle Messer der gehobenen Titan-Reihe von Tuya, in seiner Auflage limitiert. Weltweit sind nur 220 Stück dieses Modells erhältlich; alle sind einzeln fortlaufend nummeriert. Die individuelle Nummer wurde dabei auf die Klingenwurzel des Messers gelasert. Wer eine besondere Zahl herausgesucht haben möchte, kann sich gerne bei uns melden. Wir schauen gerne nach, ob es Eure Wunschnummer noch gibt! :-)
Geliefert wird das Big Belly in einer wertigen, wasserdichten und abschließbaren Kunststoffbox inkl. Microfasertuch.
Klinge: M390, Full Flat Grind
Finish: satin
Klingenlänge: 82 mm / 3.23“
Klingenstärke: 3,5 mm / 0.14“
Griffmaterial: Kohlefaser
Clipmaterial: Titan, umsetzbar
Kugellager und Detent Ball: keramisch
Geschlossene Länge: 108 mm / 4.25“
Gesamtlänge: 190 mm / 7.48“
Gewicht: 99g / 3.5 oz
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